Zweifellos die schönste Stadt des Iran und überhaupt eine der schönsten der Welt ist Esfahan, in 1700 m Höhe östlich des Zargosgebirge in Mittelpersien gelegen, in einer fruchtbaren, gut bewässerten, umschlossenen Hochebene, vom milden Klimabegünstigt, am Schnittpunk uralter Karawanenwege und Vertriebskanäle.
Esfahan - eine Traumstadt. So sagen viele Einwohner: > Esfahan nesf-e-djahan< -> Esfahan ist die halbe Welt<. Weniger Euphorische aber meinen: >Esfahan nefs-e-iran< >Efsahan ist der halbe Iran<. So wie der Stadt Esfahan die Krone unter den Städten gebührt, so ist auch der echte Esfahan Teppich unbestreitbar die Nummer Eins unter den Perserteppichen von Heute. Er schließt würdig an die große zeit im 17. Jahrhundert unter Schah Abbas I. und Schah Abbas II. an. Wohl gibt es herrliche Einzelstücke aus Kaschan, Ghom, Nain und Tabriz, aber wenn man die schönsten drei aufzählen möchte, so ist immer selbstverständlich Esfahan dabei. Die kostbarsten Stücke sind die Seidenteppiche, aber die gängigsten zeigen auf Seidenkette und Baumwollschuß feinsten Wollflor (>Korkwolle<), gemischt mit Seide in höchster Perfektion und einer Knotendichte um 1,000.000 pro m2 und darüber. Bei dem bevorzugten Eslimi Muster, einem Schah-Abbas-Grundmotiv mit Spiralranken, die in Blumen, Gabelranken und Palmetten münden, glaubt man die eleganten Kurven seien mit dem Zirkel gezogen.
Der verhältnismäßig niedere Flor läßt die Motive in äußerster Klarheit auftreten, und keine Palmette, keine Blume weicht in ihrer Größe und Form auch nur einen Millimeter von den anderen ab. Die in Europa gerne als Esfahan angebotenen, aber als Nadjafabad-Erzeugnisse einzustufenden Teppiche können auch von einem ungeübten Auge erkannt werden. Die Spiralranken haben meist einen ,,Knick'', die Motive wirken durch den höheren Flor und die gröbere Knüpfung verschwommener und weichen oft in Form und Größe voneinander ab. Nicht, daß Nadjafbad und Golpayegan-Teppiche ohne Wert seien. Sie stellen noch immer ein schönes, kostbares Erzeugnis aus dem Raume Esfahan dar. An die echten Esfahan, die bis zu dreimal teurer sind, kommen sie aber nicht heran. Die Esfahani, die den Afghanen bis heute nicht vergeben haben, daß 1721 das Teppichknüpfen verboten wurde, fertigen nun in ihren Manufakturen am Rande der Stadt neben den Schah Abbas Teppichen mit und ohne Medaillon und jenen mit Eslimi Mustern auch herrliche Jagd-, Garten-, Baum- und Vasenteppiche an. Erst in diesem Jahrhundert haben die Manufakturen mit ihrer Wertschöpfung die Erzeugnisse der Handwerkskunst, vor allem der Gold und Silberschmiede, überflügelt. Als Geschenk, Mitgift und Wertanlage ist der Teppich führend. Ein Sprichwort sagt: >Ein Teppich fällt nicht vom Tisch!< Damit ist nicht nur die Unzerstörberkeit gegenüber Porzellan zum Beispiel gemeint, sondern auch die Wertbeständigkeit.
Der Esfahan, der im >farsibaff< geknüpft wird, erscheint bei den größeren Formaten in den Fondgrundfarben rot, hell- und dunkelblau, creme und seltener grün. Bei den kleineren Teppichen ist die Häufigkeit der Farben in einer anderen Reihenfolge, nämlich blau, creme, rot und grün. Die Hauptbordüre zeigt gerne die Gegenfarbe. Fünf Bordüren sind die Regel, die Hauptbordüre ist oft im Spiral- oder Wellenranken-Schah-Abbas(oder Herati)-Motiv gehalten, wobei die Paletten in >innen/außen< An-ordnung zu sehen sind. Um den Nachahmungen zuvorzukommen, werden immer neue Musterkombination entworfen, wobei die Meister Seyrafan und Hakim Dawudi besonders zu erwähnen sind. Die dezent wirkenden Spitzenerzeugnisse werden ungern aus dem Land gelassen. Hingegen werden auf Wunsch von japanischen Kunden farbkontrastreiche Blumenmuster meist auf hellem Grund, gefertigt.
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