Künstler-Designer und moderne Teppiche
Zu Beginn unseres Jahrhunderts, als sich das herkömmliche Weltbild so tiefgreifend veränderte, wurde wie nie zuvor auf dem Gebiet der darstellenden Kunst und des Kunsthandwerkes experimentiert, um zeitgemäße Ausdrucksformen zu finden. Der Anfang dieses Jahrhunderts war reich an den verschiedensten Strömungen, die den produktiven Nährboden für die Entstehung eines neuen kreativen Bewußtseins bildeten. Nach wie vor drehten sich die Bemühungen um eine Synthese von Kunst, Leben und Natur. Maler, Bildhauer und Architekten waren gleichermaßen von dieser Idee durchdrungen. Zwischen entwerfenden Künstlern und Kunsthandwerkern sollte es zu einer engen Zusammenarbeit kommen. Man experimentierte auf allen Gebieten handwerklicher Fertigkeiten, des Webens, der Buchdruckerei, der Keramikherstellung oder ähnliche Gebiete. Wichtig war dabei, daß die Dinge aus der Eigenform ihres Materials heraus entwickelt wurden, daß sie nicht nur schön, sondern auch nützlich und funktionell waren. Die Verbindung von technischer Funtionalität und ästhetischer Wirkung stand im Vordergrund der Bemühungen im Design. Im Bereich der Teppichgestaltung entstanden die ersten Künstler Teppiche, die im Gegensatz zu den Designer Teppichen nicht von professionellen Designern, sondern von Malern entworfen wurden. Unter anderem engagierten sich Mondrian, Kandinsky und Klee auf diesem Gebiet und versuchten, ihre Bildideen auf die Teppichfläche zu übertragen.
Die Malerin Sonia Delaunay - Terk beispielsweise gehörte zu den Künstlern, die sich insbesondere mit dem textilen Entwurf befaßten. Sonia Delaunay, 1885 in der Ukraine geboren, studierte Malerei und kam 1905 nach Paris, wo sie von Cezanne, Van Gogh und dem Kubismus beeinflußt wurde. Sie entwickelte bald ihren eigenen Stil, und ihre Bilder, farbenkräftige, expressive Werke, die unter der Bezeichnung >expressive Farblyrismus< bekannt geworden sind, trugen nachhaltig zur Entwicklung der abstrakten Malerei bei. Die ästhetischen Prinzipien, die sie auf die Gestaltung von Stoffen, Möbeln, Innendekor, Bucheinbänden und Teppichen. Ihre selbstentworfenen Textilien stellte sie 1925 auf der Kunstgewerbeausstellung in Paris aus.
in jüngster Zeit hat es erneut Initiativen gegeben, Teppiche von Künstlern entwerfen zu lassen. Ein solches Projekt war das des Kölner Teppichherstellers Ten Eikelder in Zusammenarbeit mit der Kölner Galerie Brigitte Schenk. Berühmt zeitgenössische Künstler entwarfen einen Teppich, der in limitierter Auflage gefertigt und später von Künstler signiert wurde. Damit behandelte man den Teppich, der mit der Industrialisierung und der Möglichkeit der Massenproduktion zum Gebrauchsgegenstand reduziert worden war, wie ein Kunstwerk. Der erste Teppich aus dieser Reihe, der nach dem Entwurf eines international bekannten Malers A.R. Penck in Baumwolle handgetuftet wurde, ging in die Sammlung des Museums für angewandte Kunst in Köln. Er ist in Schwarzweiß gehalten und zeigt die abstrahierten Formen eines Nashorns und menschlicher Gestalten. Die Handschrift Pencks ist unverkennbar. Das Besondere ist, daß der Teppich keine Richtung hat. Das Muster kann von allen Seiten betrachtet werden. Ein weiterer Teppich, von der Künstlerin Rosemarie Trockel entworfen, wurde handgeknüpft. Der klassische >Designer Teppich< ist im Zusammenhang mit den verschiedenen Designer-Bewegungen zu sehen. Seit Beginn des Jahrhunderts sind Stücke unterschiedlichster Art von namenhaften Designern wie Josef Hollmann (1870-1956) und Koloman Moser (1868-1916) von der Wiener Moderne oder Eileen Gray in den 30er Jahren - um nur einige zu nennen - entworfen und gefertigt werden.
Unter dem Begriff >Designer Teppiche< bietet der Markt überdies eine Fülle sehr individuell gestalteter Teppiche an. Im Gegensatz zu den Künstler-Teppichen, die von Malern entworfen und dann umgesetzt werden, nimmt man hier als Vorlagen vielfach die Bilder moderner Künstler wie Cocteau, Klee, Mondrian, Margritte, Dali, um nur einige zu nennen. Äußerst Farbenfrohe und ungewöhnliche Stücke sind hier zu finden und bieten die Möglichkeit zu ganz individueller und origineller Gestaltung der eigenen Räume. Ein besonderer Service, den viele Geschäfte bieten, die Designer Teppiche führen, ist die Möglichkeit, sich eigene Entwürfe umsetzen zu lassen. Auch spezielle Farbwünsche werden dabei berücksichtigt, die Wolle dann entsprechend eingefärbt. Vor der Verarbeitung erhält der Kunde ein Wollmuster zu Begutachtung. Größere Teppichfirmen haben inzwischen auch Entwerfer, die sich von unterschiedlichsten Vorlagen inspirieren lassen und danach Muster auf dem Computer entwickeln.
Zur besseren Visualisierung erhält der Kunde, wie bei der Kölner Firma Ten Eikelder, die auch Designer-Teppiche in ihr Programm aufgenommen hat, einen Computerausdruck des Entwurfs sowie Farbproben. Designer Teppiche werden je nach Wunsch - handgeknüpft oder handgetuftet. Bei handgetufteter Herstellung wird ein fertiges Gewebe in einen Holzrahmen gespannt und dann das Muster darauf angezeichnet. Anschließend werden mit einer Maschine über eine Nadel die farbigen Fäden in das Gewebe eingeschossen. Diese Maschine wird von Hand bedient. Danach wird das Gewebe auf der Rückseite latexiert, das heißt mit einer gummiartigen Masse, dem Latex, den zum Schluß auf eine Höhe geschoren.
Das Thema >Künstler< und Designer Teppiche, ist so vielfältig, daß in diesem Kapitel nur ein kleiner Einblick gegeben werden konnte. Hier besteht im übrigen noch ein beträchtlicher Informationsbedarf.
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Categories:
Designer/vintage Teppiche, moderne Teppiche