Ghom

Teppiche aus der Provinz Ghom sind bekannt. Der wichtigste Wallfahrtsort nach Mashad ist Ghom, eine Stadt mit heute über 250.000 Einwohnern, 150 km südlich von Tehran am Ghomrud, der die Hälfte des Jahres wenig Wasser führt, gelegen. Durch die Nähe der Hauptstadt stand Ghom stets im Schatten Tehrans und konnte sich trotz Tatsache, daß hier eine Karawanenstraße nach Arak und weiter zum Schatt-el-Arab und Persischen Golf abzweigt und Ghom nun auch ein Bahnknotenpunkt ist, nicht entsprechend entwickeln. Lediglich der Umstand, daß hier Fatima, die Schwester des achtem imam Reza, eine gute und heiligmäßige Frau, begraben liegt, gab Ghom Auftrieb. Schah Safi I. (der sich auch hier bestatten ließ) und später Abbas I. errichteten ein Mausoleum über ihrem Grab, >Hazrate-e-Mahsumeh<, das ein Anziehungspunkt für viele Pilger wurde. Auch Abbas II. und Soleyman ruhen hier. Wie so viele Städte Persiens litt auch Ghom unter den Mongolen (1220) und Afghanen (1722), erholte sich jedoch unter den Ghadjaren, welche das nahegelegene Tehran zur Hauptstadt kürten. Fath Ali Schah, der Zweite der Dynastie, sorgte für die Vergoldung der Kuppel des Fatima Heiligtums. In letzter Zeit war Ghom in aller Munde, da Ayatollah Chomeyni (Khomeini), der Revolutionsführer, hier sein Hauptquartier hatte. Ausgetrocknet ist nur das Flußbett, in welchem die Stadt Ghom liegt. Die Teppiche dieser über die iranischen Grenzen bekannten Teppichprovenienz hingegen sind weit verbreitet und sehr hoch geschätzt. Sie stehen für feine Qualität mit sehr dichter Knüpfung. Einige Perserteppiche aus dieser Region haben eine Knüpfdichte von 600.000 Knoten, zählen so zu der sehr feinen iranischer Teppichknüpferei.

Wann in Ghom begonnen wurde, Teppiche zu knüpfen ist nicht vollständige gesichert. Man sagt, Kaufleute aus dem nahen Kaschan hätten hier, wegen der billigen Arbeitskräfte, eine Erzeugung aufgezogen. Andererseits wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Knüpferfamilien angesiedelt, um der >Stadt der Bettler<, die von Wallfahreralmosen lebte, ein neues Standbein zu geben. Sicher ist, daß Ghom keine Teppichtradition hat. Um so erstaunlicher ist es, daß in weniger als 100 Jahren der Teppich aus Ghom unter die >Großen Fünf< aufgerückt ist. Eifersüchtig auf Kaschan, das wesentlich größer und bekannter war, gelang es den fleißigen und tüchtigen Knüpfern, in Hausarbeit qualitätsmäßig mit Kaschan gleichzuziehen. Als Stadt hat Ghom den Konkurrenten längst überflügelt. Die Einwohnerzahl beträgt bereits das Vierfache von Kaschan. Soweit die eigene Wolle aus den gut bewässerten Weiden nicht ausreicht, wird Ware aus Sabzewar und Tabriz zugekauft und äußerst fein versponnen. Da der Ghom auf keine Traditionen zurückblicken kann, haben sich die Knüpfer der Muster der alten Teppichzentren bemächtigt. Dennoch hat sich im laufe der Zeit ein durchaus eigenständiger Stil herausgebildet und implementiert. Der Fond ist meist Hellgründig, und durchlaufende Muster – oft die botteh mir Motive – werden verwendet. Aber auch Dunkel und Hellblau sowie Rot kommen als Grundton vor. Pflanzenfarben und Muster werden oft bevorzugt. Neben den Medaillon und Vasenteppichen sind die Baum, Tier und vorallem Gebets und Jagdteppiche berühmt. Aus der Art der verwendeten Waffe – ob Säbel, Lanze oder Bogen – kann man ableiten, welchen Herrscher aus der Geschichte Persiens der Knüpfer darstellen wollte. Der Ghom-Teppich zeigt nie grelle Farbkontraste. Seine Farben sind harmonisch und beruhigen das Auge. Auf Baumwollkette und Schuß wird der kurze Wollflor im farsibaff geknüpft. Es kommt auch Wolle mit Seide (als Motivumrahmung) vor. Natürlich ist er auch der reinseidene Ghom berühmt und begehrt. Dann erreicht die Knüpfdichte 1,000.000 Knoten m2 und mehr. Der djufti Knoten (über vier Statt zwei Kettfäden) ist streng verpönt. Das verwandte Material von Ghom-Teppichen ist ebenso von besonderer Herkunft. Seidenteppiche werden ebenso wie solche aus Wolle geknüpft. Die Naturseide aus Ghom ist weltweit bekannt für ihre hohe Qualität. Die Teppiche weisen Muster aus ganz verschiedenen Regionen des Iran auf. Üblich sind unter anderen Figurale Musterungen mit stilisierten Pflanzen. Auch Medaillon-Dessins sind zu finden.

Die allgemeine Entwicklung der TeppichBoom, ist auch an Ghom nicht spurlos vorbei gegangen. Während im nahen Saweh heute die schönsten Ghom gefertigt werden, ist mindere Ware, vornehmlich aus Ghomsche (Shahreza), auf den Markt geworfen worden und hat hohen Ruf des Ghom beeinträchtigt. Künstler, vor allem Sadegh zadeh und Nezafad, steuern erfolgreich diesem Abwärtstrend entgegen. Sie entwerfen wunderschöne >neue< Ghom-Teppiche, meist mit komplizierten Baum und Tiermustern, die über präzise Schablonen der meisterlichen Knüpfung zugeführt werden. Durch die Bemühungen, den echten Ghom zu bewahren, wird auch versucht, der landesweiten Abwanderung in die Industrie Einhalt zu gebieten.

Obwohl erst seit knapp 100 Jahren in dieser Region Teppiche geknüpft werden, sind Ghom-Teppiche von hoher Beliebtheit für ihren dezenten Luxus. Besonders bekannt ist die Qualität der Naturseide aus Ghom. So werden Seidenteppiche aus Ghom sehr hoch geschätzt und einige Meister knüpfer haben eine weltweite Reputation erlangt.

 

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March 11, 2020

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